Nov 20 / Dunja Katharina Wermter

Selbstfürsorge im Berufsalltag


Ein Artikel von Dunja Katharina Wermter
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Nimm Dir einen Moment Zeit und überlege, was Du heute schon Gutes für Dich getan hast. Wie war Dein Morgen? Wie hast Du den Tag bisher verbracht? Gab es Momente für Dich, in denen Du bewusst und ganz bei Dir warst?

Ein turbulenter Alltag geht mit einem müden Geist einher

Im turbulenten (Arbeits-)Alltag, der nicht selten von Zeitdruck, Reizüberflutung und häufig auch von Überforderung gekennzeichnet ist, vergessen wir oftmals das Wichtigste – nämlich uns selbst. Häufig nehmen wir uns nicht einmal mehr Zeit für kleine Pausen. Der Tee wird kalt, weil wir ihn mal wieder vergessen haben und das Sandwich wird gedankenlos nebenher vor dem PC gesnackt. Von einem achtsamen und selbstfürsorglichen Umgang kann hier keine Rede sein. Vielmehr geht die Tendenz dahin, dass wir uns im täglichen Leben von unseren Bedürfnissen entfernen und diese häufig gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Als Pädagog:innen sind wir es häufig gewohnt, eigene Bedürfnisse hinten anzustellen, während die unserer Mitmenschen Vorrang haben. Egoistische Gedanken, die durchaus ihre Berechtigung haben und wichtig sind, weil sie uns an unsere Bedürfnisse erinnern, verurteilen wir hingegen. Das Ergebnis ist wachsender Stress.

Viele Fachkräfte leiden unter depressiven Symptomatiken

Stress merken wir an Zuständen, wie Unzufriedenheit, Traurigkeit, Selbstzweifel, Frustration und Ärger. Nicht, dass wir nicht mal traurig sein oder keinen Frust haben dürfen. Aber je länger und intensiver wir diese Zustände erleben, desto höher ist der innere Stresspegel. Zahlreiche Studien der letzten Jahre belegen, dass viele pädagogische Fachkräfte aus dem Bereich Kita und Schule unter depressiven Symptomatiken leiden und das Risiko, ernsthaft daran zu erkranken, groß ist. ...

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Nimm Dir einen Moment Zeit und überlege, was Du heute schon Gutes für Dich getan hast. Wie war Dein Morgen? Wie hast Du den Tag bisher verbracht? Gab es Momente für Dich, in denen Du bewusst und ganz bei Dir warst?

Ein turbulenter Alltag geht mit einem müden Geist einher

Im turbulenten (Arbeits-)Alltag, der nicht selten von Zeitdruck, Reizüberflutung und häufig auch von Überforderung gekennzeichnet ist, vergessen wir oftmals das Wichtigste – nämlich uns selbst. Häufig nehmen wir uns nicht einmal mehr Zeit für kleine Pausen. Der Tee wird kalt, weil wir ihn mal wieder vergessen haben und das Sandwich wird gedankenlos nebenher vor dem PC gesnackt. Von einem achtsamen und selbstfürsorglichen Umgang kann hier keine Rede sein. Vielmehr geht die Tendenz dahin, dass wir uns im täglichen Leben von unseren Bedürfnissen entfernen und diese häufig gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Als Pädagog:innen sind wir es häufig gewohnt, eigene Bedürfnisse hinten anzustellen, während die unserer Mitmenschen Vorrang haben. Egoistische Gedanken, die durchaus ihre Berechtigung haben und wichtig sind, weil sie uns an unsere Bedürfnisse erinnern, verurteilen wir hingegen. Das Ergebnis ist wachsender Stress.

Viele Fachkräfte leiden unter depressiven Symptomatiken

Stress merken wir an Zuständen, wie Unzufriedenheit, Traurigkeit, Selbstzweifel, Frustration und Ärger. Nicht, dass wir nicht mal traurig sein oder keinen Frust haben dürfen. Aber je länger und intensiver wir diese Zustände erleben, desto höher ist der innere Stresspegel. Zahlreiche Studien der letzten Jahre belegen, dass viele pädagogische Fachkräfte aus dem Bereich Kita und Schule unter depressiven Symptomatiken leiden und das Risiko, ernsthaft daran zu erkranken, groß ist.

Selbstfürsorge ist mehr als ein Abschalten nach Feierabend

Ein selbstfürsorgliches Verhalten beginnt dort, wo Raum dafür geschaffen wird, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen. Eine Morgenroutine, die mit dem Kaffee im Stehen beginnt und in der zuallererst die WhatsApp Gruppe der Kolleg:innen gecheckt wird, ist dabei alles andere als hilfreich. Zeit für sich selbst, kleine Inseln schaffen, sich wahrnehmen und spüren, führen in einen bewussten Tag hinein. Selbstfürsorge bedeutet Reflexion und Aufmerksamkeit. Wie starte ich in den Tag und wie möchte ich meinen Tag heute verbringen?

Achtsamer Geist

Achtsamkeit ermöglicht es uns, innere Zustände wahrzunehmen. Dies wirkt sich beruhigend und entspannend auf uns aus, kann uns jedoch auch eine Auskunft darüber geben, was aktuell an Belastungen in uns ist. Aber gerade dies sind wichtige Hinweise auf unseren Gesundheitszustand. Viele warten auf den endlich ersehnten Jahresurlaub, die wöchentliche Yoga-Stunde oder den monatlichen Spa-Day mit der besten Freundin oder dem besten Freund. Wenngleich diese Ruhe- und Erholungszeiten wichtig für uns sind, so braucht es die tägliche Praxis des Innehaltens, um sich bewusst zu erleben und langfristig Stress zu reduzieren. Doch wie gelingt es uns, achtsam zu leben?

Mit Meditation zur Achtsamkeit

Meditation bietet einen Gegenpol zu dem häufig herausfordernden Alltag, von dem insbesondere pädagogische Fachkräfte betroffen sind. Eine pädagogische Tätigkeit stellt eine besondere Herausforderung dar, da dieser Beruf nicht nur viel Verantwortung abverlangt, sondern wir auch immer mit Bedürfnissen anderer konfrontiert sind. Meditation kann uns Ruhe und Wohlbefinden schenken. Dabei geht es nicht um Selbstoptimierung oder darum, im perfekten Lotussitz mit Räucherstäbchen die Probleme wegzuzaubern, sondern bestimmte Geisteszustände anzunehmen und zu vertiefen. Zu den Geisteszuständen gehören das Schulen der Aufmerksamkeit und Achtsamkeit sowie Mitgefühl für andere als auch für uns selbst zu erlernen und vertiefen zu können. Der Moment, in dem wir nicht werten, sondern nur annehmen und beobachten, spielt eine zentrale Rolle. Es geht um das Gewahrsein und um die Bewusstwerdung: Was nehme ich im Hier und Jetzt wahr? Was höre ich? Was fühle ich? Was denke ich? In der Meditation lernen wir achtsam zu sein, wir lernen Daseinszustände unbewertet zu lassen, diese nicht abzuwehren und wir lernen loszulassen. Es geht nicht darum, nicht zu denken, sondern die Gedanken, die uns kommen, bewusst wahrzunehmen, sich aber auch wieder bewusst von ihnen zu lösen. Es sind die kleinen, aber regelmäßigen Momente, die 5 oder 10 Minuten Pausen, die bereits eine hohe Wirkung aufweisen.

Bist Du mit Deinen Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft?

Unsere Gedanken kreisen ständig um die Zukunft oder die Vergangenheit: „Was hätte ich gestern im Gespräch mit Mitarbeiterin X anders machen können?“ „Was muss ich für das anstehende Kitafest noch planen und besorgen?“ Sicherlich kennst Du das Gefühl, wenn Du zum hundertsten Mal eine bestimmte Situation durchgehst, die Dich in naher Zukunft erwarten wird. So bestimmt z.B. der Elternabend in der nächsten Woche einen Großteil Deiner Gedanken. Es entstehen unbewusste Denk- und Handelsmuster, die unser Leben steuern.

Kommunikation im Berufsalltag erfordert ein achtsames Gehirn

Der pädagogische Alltag ist von Kommunikation mit Kolleg:innen, Kindern, Eltern und Kooperationspartner:innen geprägt. Häufig schaffen wir es aber nicht mal, uns gegenseitig aktiv zuzuhören und uns im Team ein Ohr zu schenken. Wir merken, wie Ärger in uns aufkommt, fühlen uns missverstanden oder gar nicht erst gehört. Das Ergebnis sind Missverständnisse im zwischenmenschlichen Bereich, die zu starken emotionalen Belastungen führen können. Ein kleiner Moment des Stoppens wäre an dieser Stelle ausreichend, um Raum für Bewusstsein und Klarheit zu schaffen. Ein kurzes Innehalten führt uns automatisch zu einer achtsamen Kommunikation, die im pädagogischen Arbeitsalltag so wichtig ist. Der Raum zwischen Reiz und Reaktion lässt sich durch Bewusstseinsübungen trainieren und führt uns letzten Endes wieder zu einem persönlichen und friedfertigen zwischenmenschlichen Kontakt.

Unterstützen kann, wem es selbst gut geht

Generell gilt, dass Selbstfürsorge für unsere Arbeitszufriedenheit und unsere Leistungsfähigkeit wichtig ist. Mitarbeiter:innen denen es gut geht, die glücklich und einigermaßen in Balance sind, können kompetent und professionell agieren. Gerade in stressgeladenen Situationen kann ein achtsamer und fürsorglicher Umgang Erleichterung schaffen. Ein respektvoller Umgang mit sich selbst kann nicht nur in stressigen Momenten Erleichterung bringen, sondern auch langfristig helfen, Stress vorzubeugen und eine stabile emotionale Grundlage aufzubauen. Dazu gehört, eine Pausenkultur zu pflegen, die nicht davon geprägt ist, nebenher noch zu arbeiten oder ins Handy zu schauen.

Gewahrwerdung

In der Meditation lernen wir uns offen zu begegnen und uns gewahr zu werden. Wir lernen uns zu spüren und in uns hineinzuhorchen und sich und der Welt mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen. Wir lernen, Verständnis zu kultivieren und Achtsamkeit zu schulen – sowohl für uns selbst als auch unseren Mitmenschen gegenüber.

Für die Praxis

Die folgenden Impulse und Übungen laden Dich ein, Momente der Achtsamkeit in Deinen Alltag zu integrieren – für Dich allein oder gemeinsam im Team. Probier sie einfach mal aus und schau, was sich für Dich stimmig anfühlt und welche Wirkung sie erzielen können.

Achtsame Pause für Dich

Der Körperscan ist eine effektive Methode, um ganz im Hier und Jetzt anzukommen. Mache es Dir an einem möglichst stillen Ort bequem. Such Dir eine Position, in der Du Dich wohlfühlst. Wenn Du magst, schließe Deine Augen. Nimm ein paar tiefe Atemzüge. Spüre anschließend in Deinen Körper hinein und nehme diesen bewusst wahr. Dann gehst Du gedanklich zu Deinen Fußsohlen und spürst in diese hinein. Was spürst Du? Wandere anschließend durch Deinen Körper. Von den Füßen bis hin zu Deiner Kopfkrone. Wo spürst Du Verspannungen? Kannst Du Deine Muskeln loslassen? Spürst Du Wärme oder Kälte? Spürst Du ein Kribbeln oder spürst Du vielleicht auch gar nichts? Alle Deine Empfindungen nimmst Du bewusst wahr, ohne diese zu bewerten. Du kannst diese Übung beliebig kurz oder lang durchführen. Wenn Du Deinen gesamten Körper gescannt hast, dann vertiefe Deine Atmung noch einmal. Räkle Dich und strecke Dich, schau welche Bewegung Dein Körper gerade benötigt. Komm anschließend wieder ganz im Hier und Jetzt an.

Gemeinsam in die Achtsamkeit

Diese Übungen kannst Du hervorragend mit dem ganzen Team vor einer Besprechung machen. So hat jeder die Möglichkeit, im Hier und Jetzt anzukommen, Ballast loszuwerden und sich den anschließenden Team-Themen achtsam zu widmen.

Schweigeminute(n)

Jeder im Kreis schließt für eine Minute die Augen oder senkt seinen Blick. Es wird eine bis drei Minuten geschwiegen (je nach Wunsch des Teams). Jeder bleibt gedanklich bei sich – es kehrt Ruhe und Stille ein. Mit Hilfe einer Sanduhr kann die Zeit von jemandem überprüft und die Übung beendet werden.

Gemeinsames Atmen

Bei dieser Übung gibt es zwei Varianten, die in der Gruppe durchgeführt werden können.
Variante a) Alle Teammitglieder atmen zwei bis drei Minuten gleichzeitig ein- und aus. Am Anfang wird diese Übung für das Team eine Herausforderung sein. Gib allen genug Zeit und Geduld, sich einzustimmen, um in einen gemeinsamen Atemfluss zu kommen.
Variante b) Bei dieser Variante atmet jedes Teammitglied mit geschlossenen oder gesenkten Augen zwei bis drei Minuten in seinem eigenen Rhythmus. Wichtig ist, dass es sich für jeden gut anfühlt. Dabei atmet jeder zehn Mal ein und aus und nimmt dann eine kleine achtsame Pause ein.   

Quellen

Titelbild: ©Wolfilser - stock.adobe.com

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Als Diplom-Pädagogin, Supervisorin (DGSv), Moderatorin und Meditationslehrerin arbeitet Dunja Katharina Wermter freiberuflich und bietet ihre Expertise insbesondere pädagogischen Fach- und Führungskräften an. Neben ihrer beratenden und dozierenden Tätigkeit ist Dunja Katharina als Autorin für pädagogische Fachartikel tätig. Ein wesentlicher Bestandteil ihres Lebens ist die tägliche Meditationspraxis. Diese Routine spiegelt sich nicht nur in ihrer persönlichen Lebensführung wider, sondern beeinflusst auch ihre professionelle Haltung. Als Meditationslehrerin vermittelt sie die Bedeutung von Achtsamkeit und innerer Ruhe und integriert diese Prinzipien in ihre Arbeit.
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